Friday, April 24, 2009

Erwartungen: Der Vor-Abflug Artikel

Es ist Freitagmorgen, der 24. April 2009. Noch eine Woche bis zum Abflug. Und dann auf ins große Abenteuer!

Ein Jahr in einem vollkommen fremden Land, das so anders zu sein scheint, als unser westlicher Kulturkreis; Tag ein Tag aus Entwicklungspolitik an der Graswurzel, mit den Ärmsten der Armen zu tun haben. Und das sind nur die grundsätzlichen Herausforderungen. Was ist, wenn mir das Essen nicht schmeckt? Wenn ich vor Sonneneinstrahlung, Hitzewelle oder dampfigen Monsunklima in die Knie gehe? Meine Sinne vor Lärm und Gestank verrückt spielen und ich nur noch fliehen möchte? Was ist, wenn ich krank werde, womöglich Malaria bekomme oder eine andere dieser Subtropen- bzw. Tropenkrankheiten? Ich habe immer noch kein Stand-By-Medikament für Malaria. Und wenn es nach meinem Reiseführer geht (ich hab mir natürlich den Lonely Planet gekauft – ein Gesamtkunstwerk epischen Ausmaßes von sage und schreibe 1400 Seiten) müsste ich eine ganze Apotheke mitnehmen um nicht an Durchfall, Hitzeschock, Höhenfieber, Tollwut oder sonst irgendetwas zu Grunde zu gehen. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass Chennai ein ziemliches Loch sein soll. Ich zitiere bereits genannten Reiseführer:

„Chennai hat weder das kosmopolitische Flair von Mumbai (Bombay) noch die optimistische Stimmung von Bengaluru (Bangalore) oder die historische Dramatik von Delhi. Die Stadt ist drückend, mit Umweltverschmutzung belastet, heiß wie die Hölle und man kommt schlecht in ihr herum. An traditionellen Sehenswürdigkeiten mangelt es. Und selbst die hiesigen Filmstars sind, wie es die Einwohner formulieren, ‚nicht so heiß’.“

Na ja, die Gurus von Lonely Planet können ja auch viel behaupten, denke ich mir.

Habe ich gerade Abenteuer gesagt? Komisch, trotz allem fühl ich mich nicht danach. Nervlich tiefenentspannt, harre ich der Dinge die da kommen. Ich bin absolut cool. Nicht, dass dies etwas Besonderes für mich wäre, ich bin ein ruhiger Typ, stets auf alles gefasst und dazu unerschütterlicher Optimist. Aber ich gehe ein Jahr nach Indien – hallo Ausnahmesituation!!! Ich kann mir meine Un-Spannung eigentlich nur auf zwei Weisen erklären: Entweder ich kann das Ganze einfach nicht realisieren – ist es einfach zu unglaublich um wahr zu sein? Oder, ich fühle mich einfach gut vorbereitet (ich kenne bereits meine Betreuerin vor Ort, die Vorbereitungsseminare liefen super)? Keine Ahnung! Aber ein bisschen unheimlich ist mir das schon…