Thursday, July 30, 2009

Typischer Tagesablauf

Da ich den letzten Monat hauptsächlich Englischunterricht durchgeführt habe, sieht ein typischer Tagesablauf ungefähr wie folgt aus: Morgens, ab 8:15 Uhr, besuche ich im Regelfall Vorlesungen in Sozialer Arbeit am Loyola College (um neben dem praktischen Teil auch theoretisch etwas Input zu bekommen). Nach dem Mittagessen gehe ich dann gegen 13 Uhr ins Office (oder mache Homeoffice – des Internets wegen) und bereite meinen Englischunterricht vor. Gegen 15:15 Uhr verlasse ich unseren Bezirk und fahr Richtung Santhome (in Meer nähe) wo ich in der St. Raphaels Mädchenschule von 16:30 bis 18:00 Uhr Englischunterricht gebe. Der Unterricht zielt darauf ab das gesprochene Englisch der Mädchen zu verbessern. Hauptsächlich mache ich das über Spiele (z.B. Rollenspiele), Präsentationen, Leseübungen und Dialoge. Wie ich den Unterricht gestalte ist weitgehend mir überlassen. Anne, ebenfalls IJGD-Freiwillige bei UDAVI, unterstützt mich bei der Durchführung des Unterrichts. Gegen 19:00/19:30 bin ich dann wieder daheim.

Wednesday, July 29, 2009

Essensfrust

Nachdem ich jetzt so lange flach gelegen bin, habe ich mir gedacht, könnte ich mir ja heute zur Stärkung so einen richtig schönen Eintopf machen. So einen Eintopf à la Oma mit Kartoffeln, Karotten, Sellerie, Lauch und Petersilie, der einen nach zu Hause erinnert und ganz automatisch alle Lebensgeister zurückkommen lässt. Voller Vorfreude bin ich also zu meinem Gemüsehändler gewaschelt und wollte die nötigen Zutaten dafür einkaufen. Aber denkste! Kartoffeln und Karotten gab es gerade noch, aber bei Sellerie und Lauch hat es schon aufgehört. Frustrierend! Und nach zwei anstregenden Tagen möchte man eben genau den Eintopf den man daheim immer bekommen hat (wenn man krank war und Oma für einen gekocht hat) und keine Abwandlung davon. Es gibt keinen Ausweg: Aber auch nichts was ich daheim gerne esse lässt sich hier kochen. Und der ewige Reis hängt mir wirklich zum Hals raus...

Sonnenstich

Ich hab ja schon öfter gedacht, dass ich einen Sonnenstich gehabt habe. Aber erst seit den letzten drei Tagen weiß ich wirklich was es bedeutet einen zu haben. Nach einem coolen Trip nach Kanchipuram - einer alten Königsstadt mit vielen ganz großartigen Tempeln - und den umliegenden Dörfern bin ich wohl bei der Rückfahrt ein bisschen zu lange in der Sonne gewesen. Nach 6 Stunden fahrt (spätestens seit 10 Uhr in der prallen Sonne) sind wir am Montag so gegen 12 Uhr in Chennai angegekommen. Ich hab es dann gerade noch geschafft kurz was zu Mittag zu essen (obwohl mir dann schon fast die Augen zugefallen sind). Und dann, seit Montag 14 Uhr bis heute morgen 10 Uhr, habe ich nur noch geschlafen. Kopfschmerzen ohne Ende, Übelkeit und Müdigkeit, Müdigkeit, Müdigleit. So langsam wird es besser, aber, ich glaub, ich brauch noch die ganze Woche bis ich wieder auf der Höhe bin...

Sunday, July 5, 2009

Die Zeit rennt

Ich bin jetzt seit genau 65 Tagen in Indien. Und ich frage mich: Wo ist nur die Zeit hin? Klar, auf der einen Seite weiß ich, dass ich schon längere Zeit hier sein muss: Es wirkt alles so vertraut. Da wäre zum einen die Arbeit bei Udavi: Man kennt sich inzwischen. So habe ich zum Chef und seiner Familie ein fast freundschaftliches Verhältnis. Und auch mit den anderen Mitarbeitern und Freiwilligen verstehe ich mich gut. Auch weiß ich halbwegs wie jeder tickt und hab mich auf die indische Arbeitsweise eingestellt. So, macht die Arbeit Spaß und es läuft!
Zum anderen habe ich mich in Chennai schon super eingelebt: Die Stadt ist zwar keine touristische Perle, dafür haben die Menschen hier so eine natürliche Herzlichkeit, die unheimlich viel Wärme ausstrahlt. Und ich hab inzwischen meine festen Bezugspunkte: Da wären z.B. der Straßenverkäufer zu dem ich fast jeden Abend hingehe um eine 0,33 Pepsi in der Glasflasche zu trinken, mein qualitativ guter Gemüse- und Obsthändler um die Ecke, mein Friseur Babu (der es schafft ohne mich zu verstehen und nur durch Handzeichenkommunikation mir genau die Frisur hinzuzaubern, die ich haben möchte und mich - ganz nebenbei - auch rasiert), mein Schwimmbad zu den ich ebenfalls fast jeden Abend hingehe und in dem ich von meinem Meist-geliebten-Bademeister mit einem herzlich Gruß empfangen werde, der kleine Junge und die anderen Jungs vom ‚Playground’ mit denen ich mich (zusammen mit Kennedy) öfters zum Basketball treffe und die Jungs aus der Nachbarschaft, mit denen ich das ein oder andere Mal ein bisschen rumtolle und die, so scheint es mir, nur um einen kurzen Blick in meine Wohnung zu erhaschen oder mit mir Kontakt zu haben, ständig sämtliche Arten von Bällen auf meinen Balkon feuern und dann mit einem neugierigen Blick zu meiner Tür herreinlunsen und mich mit einem verschmitzten ‚Ball, Ball’ dazu auffordern ihnen ihr Spielgerät zurückzugeben.
Dennoch, auf der anderen Seite kommt es mir vor, als wäre ich erst vor zwei Wochen angekommen. Die zwei Monate und ein paar Tage gingen so wahnsinnig schnell rum, dass ich schon fast garnicht mehr weiß, was ich alles gemacht habe. Trotzdem der Versuch einer kurzen Zusammenfassung: Der erste Monat war mehr oder weniger komplett Orientierungsseminar (nachdem die ganze Einführung vorbei war, sind wir noch mal jeder in die verschiedenen Projekte um uns alles genauer anzuschauen). Was sehr hilfreich war, da wir einen relativ guten Überblick über die Arbeit von UDAVI bekommen haben. Außerdem haben wir Ende Mai die zu Ende gehende Ferienzeit noch genutzt um ein kurzes, aber intensives Sport & Fun-Camp durchzuführen. Im Juli sind wir dann jeder in unser vorgesehenes Projekt. Und ich kann nur sagen super spannend! Mein Projekt ist ausgeschrieben unter ‚Disaster Relief and Rehabilitation Programme for the Victims of Tsunami’. Aber eigentlich geht es viel weiter als sich ‚nur’ mit den unmittelbaren Folgen des Tsunami zu beschäftigen. Vielmehr geht es inzwischen darum sich für die Rechte der Fischerleute (hauptsächlich Dalits) und Slumbewohner einzusetzen, die am Meer wohnen, und deren Existenz durch die verantwortungslose Politik der lokalen Regierung stark gefährdet ist. Die ganze Thematik ist relativ komplex und so ging meine meiste Zeit dafür drauf mich in den Sachverhalt einzuarbeiten (durch Lesen und Diskussion mit den Projektkoordinatoren). Außerdem war ich auf vielen Meetings, in denen es entweder darum ging die weitere Strategie gegenüber der Regierung festzulegen oder die Community für bestimmte Aktionen zu mobilisieren. Den Rest der Zeit habe ich entweder mit dem Schreiben von Berichten oder dem Erstellen des UDAVI-Blogs verbracht. Seit ersten Juli gebe ich an einer Schule, die hauptsächlich sozial benachteiligte Kinder unterrichtet, einen Crash-Kurs in gesprochenem English. Alles in allem rennt die Zeit nur so an mir vorbei. Ein gutes Zeichen!